Hausmittel gegen Reizblase
Ständiger quälender Harndrang bedeutet eine enorme Einschränkung der Freiheit und Minderung der Lebensqualität. Es gibt aber etliche einfache Maßnahmen, die helfen, den Harndrang etwas besser in den Griff zu kriegen. Eine davon heißt zum Beispiel Beckenbodengymnastik.
Zum Beschwerdebild der Dranginkontinenz
Laut Robert Koch-Institut ist ungefähr die Hälfte aller älteren Menschen von einer Reizblase betroffen. Für sie ist es zur Normalität geworden, bis zu 30-mal pro Tag auf die Toilette zu gehen. Das macht die Bewältigung des Alltags sehr beschwerlich. Wenn sich zum Beispiel eine längere Schlange an der Supermarktkasse bildet, kann es passieren, dass der Einkauf plötzlich abgebrochen werden muss. Manche können kaum die nächste Haltestelle des Busses abwarten, aber wohin dann, sind doch öffentliche Toiletten in unserem Lande ganz rar gesät.
Den Betroffenen bleibt oft nur der Rückzug
Manche trauen sich kaum noch vor die Haustür. Wer seinen Harndrang zumindest 30 oder sogar 60 Minuten wegdrücken kann, muss seine täglichen Unternehmungen sehr genau an das Vorhandensein von Toiletten anpassen, das heißt, die Fahrt bis zum Arbeitsplatz muss innerhalb dieser Zeit irgendwie zu schaffen sein, einen Stau oder Unfall darf es nicht geben.
Dabei ist es nur ein Fehlalarm der Blase
Die Blasenwand ist mit Rezeptoren besetzt, die deren Dehnung ans Gehirn melden. Eine Reizblase macht dies (vorsorglich) stets zu einem viel zu frühen Zeitpunkt. Bei Frauen sind oftmals ein Hormonmangel und/oder die Senkung der Gebärmutter dafür verantwortlich.
Bei Männern sind es vor allem gutartige Wucherungen (Vergrößerung) der Prostata. In selteneren Fällen können aber auch Nervenschäden in der Wirbelsäule, Blasensteine oder ein Tumor die Reizblase auslösen. In letzter Zeit wird diesbezüglich gerade bei älteren Frauen mit dem Nervengift Botulinum experimentiert, weil es in kleinen Dosen beruhigend auf die Blasenwand einwirkt.
Praktische Tipps, die den Druck aus der Blase nehmen
Stärken Sie Ihren Beckenboden
Beim Mann stehen der After und die Peniswurzel im Fokus, bei der Frau die Harnröhre, die Scheide und der After. Es gilt, diese Zonen gut anspannen und auch wieder entspannen zu können. Entsprechende Trainingseinheiten dazu werden zum Beispiel von Volkshochschulen und Sportvereinen angeboten. Ihr Arzt kann Ihnen gegebenenfalls ein Rezept dafür ausstellen.
Ernährungsweise auf die Reizblase einstellen
Meiden Sie blähende und/oder scharfe, stark gewürzte Gerichte. Stattdessen legen Sie den Schwerpunkt auf gesundes Obst und Gemüse, was zudem Ihr Körpergewicht in den Normalbereich bringt. Dabei geht es auch um die Optimierung der Darmtätigkeit, weil ein voller Darm von außen her die Blase einengt.
Wärme hilft immer
Halten Sie sich warm und vermeiden Sie kalte Hände und Füße. Trotz Reizblase ist regelmäßiges (Tee)Trinken das Gebot der Stunde. Wenn schon Harndrang, dann soll möglichst etwas herauskommen. Auch die gute alte Wärmflasche kann hier Wunder bewirken. Für unterwegs können Sie sich sogenannte Wärmepads besorgen.
Die Uhr sehr ernst nehmen
Ermitteln Sie am besten mithilfe Ihres Arztes den typischen beziehungsweise durchschnittlichen zeitlichen Abstand zwischen zwei Toilettengängen und versuchen Sie sich mehrere Tage möglichst genau an diesen Plan zu halten. Mit der Zeit können Sie versuchen, die Intervalle Stück für Stück etwas auszudehnen, bis Sie schließlich das normale Dreistundenmaß erreichen.
Die Psychologie nicht unterschätzen
Kummer und Sorgen, nervöse Unruhe, emotionale Belastungen, das sind alles Komponenten, die auch die Blase stressen. Entspannungsverfahren wie die Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training oder Hatha-Yoga verbessern unmittelbar das so wichtige Zusammenspiel von Anspannen und Loslassen.
Trinken Sie das Richtige
Kohlensäurehaltige Getränke, Kaffee, Süßstoffe und stärkere Säuren wie beim Orangensaft reizen die Blase. Und der Klassiker, der unser Nervensystem geradezu aggressiv angreift, ist und bleibt der Alkohol.
Das Verhalten mit der Blase abstimmen
Im Kino oder im Theater sollte es lieber nicht der Platz mitten in der Reihe, sondern eher ganz nahe am Ausgang sein. Wer eine längere Busfahrt vorhat, entscheidet sich für jenen Anbieter, dessen Bus eine Toilette an Bord hat. Vorbildlich ist das Städte-Projekt „Die nette Toilette“, bei dem die teilnehmenden Händler in den Innenstädten ihr Klo der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Es gibt hilfreiche pflanzliche Präparate
Kürbis und Goldrutenkraut haben sich gerade bei Frauen gut bewährt. Männer dagegen schwören auf Brennnesselwurzel und Sägepalme, wenn es um die Beruhigung der Reizblase geht.
Eine Schlussbemerkung
Es wäre die Aufgabe der Politik, für viel mehr öffentliche Toiletten zu sorgen angesichts der Tatsache, dass so viele Menschen unter einer Reizblase leiden. Millionen ältere Männer sind mit ihrer vergrößerten Prostata gezwungen, sich in der Stadt ein Bäumchen zu suchen, und lösen ihr Problem mehr oder weniger unangenehm, aber was machen schwangere Frauen, die alle zehn Minuten auf die Toilette müssen? Eine reiche, fortschrittliche Gesellschaft muss an dieser Stelle mehr tun.
Dieser Beitrag wurde am 04.12.2022 erstellt.
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